Wozu sind Ohren nützlich?

Mittwoch, 10. Februar 2021

Liebe Freunde der Gemeinde,

nun liegt Schnee trotz Pandemie und irgendwie sieht das auch schön aus. Vor allem, wenn man nicht mitten drin fest steckt. Unser Leben verwandelt sich und es ist gut, wenn wir auf die Herausforderung eine passende Antwort finden. Man könnte sich auch aufregen – lassen wir das.

Sie kennen das Bild zum Wochenspruch (Hebr 3,15)? Das ist Nipper[1], der Hund des Bruders von Francis Barraud. Der Hundename geht auf dessen dumme Angewohnheit zurück, Besuchern in die Waden zu zwicken[2].

Nun hatte man die Stimme des Bruders auf eine der ersten Schalplatten fixiert. Franics war begeistert von dem Terrier, der sich vor das neu erfundene Gramohone plazierte um die Stimme seines Herrn zu hören. Beinah andächtig lauschte er der Stimme aus dem Trichter. Etwas später erwarb Emil Berliner aus Hannover die Bild-Rechte und fügte die Worte „His Masters Voice“ hinzu. Jahrzehnte prägte die Musikindustrie dieses Label. Die Stimme seines Herrn – so kann man das Motto übersetzen.

So würden viele gerne Gottes Stimme hören, heute. Leider ist das nicht immer so einfach wie mit all dem technischen Equiptment. Da drücken wir ein paar Tasten und wischen über dieses und jenes um dann irgendwen oder -was zu hören. Ja klar, wenn es nicht gefällt dann setzen wir dem ein Ende. Mit Gott will das nicht klappen.

Wir verordnen Stille – denn nur da legt Gott seinen Anker an – sagt man. Ruhe kehrt ein und keiner redet. Keiner ruft an – keine Geräusche von den Nachbarn, und es ist wirklich nichts. Jahrelang. Das ist so – und wir lernen etwas Entscheidendes. Gott redet nicht, wenn wir wollen. Er steht nicht zu unserer Verfügung und muss nicht wenn wir wollen. Gott schweigt – und dann ist wirklich Stille.

Ja – wir können reden – also beten. Das können wir gezielt und überlegt tun und das ist sicher gut und richtig. Wir können planvoll beten, für andere und die ganze Welt; wir können loben oder anbeten und das sogar alles wirklich ehrlich und echt meinen. Ja – und doch kann Gott schweigen.

Genau deswegen ja das HEUTE – also diesen glücklichen Moment, in dem die Stille unterbrochen wird. Jetzt redet Gott – und das kommt vor. Immer wieder hören wir es von anderen und immer wieder können wir es erleben. Den Höhepunkt des menschlichen Lebens. Wenn Gott dich anspricht, dann ist das mega, einzigartig, unvergleichbar und herausragend. Den Tag mußt du dir merken, die Stunde notieren und seine Worte notieren. Das ist was.

Nun kennen sie wahrscheinlich „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ von William Paul Young als Buch oder Film. Das ist die neue Verführung, mit Gott am Küchentisch mal die Welt erklärt zu bekommen. Hier werden die Denkmuster unserer Zeit bedient, bei dem Religion wie eine mehr oder weniger gute App auf dem Smartphone funktioniert – oder auch nicht. Und wenn das auch ein Bestseller geworden ist, so ist nix dran außer eine große Lüge: Der lebendige Gott setzt sich nicht zur Dir an den Küchentisch.

Nehmen sie Samuel – den Priesterlehrling[3] im Tempel beim alten Eli. Als Gott ihn ansprich, denkt der nur an Eli. Er erklärt das Unverständliche mit dem Bekannten. Und Eli schickt ihn schlafen. Fehlalarm. Erst beim dritten Mal erinnert sich der Cheftheologe an das Reden Gottes und gibt dem Unbedarften den entscheidenden Tipp. Sprich, Herr, ich höre.

Und Gott kommt gnädigerweise zum vierten Mal. Und er spricht. Seine Ansagen sind kernige Aussagen über seinen Chef, den Hohenpriester Eli und seine Familie. Das ist keine nette Geschichte zum Einschlafen, sondern ein Blick in eine schwierige Zukunft. Samule hört nicht nur zu – sondern kann diese Worte Gottes dem Eli sagen – ohne Furcht und Zittern.

Nun, wir sind nicht im Tempel und heißen nicht Samuel. Dennoch redet Gott. Und wir hören. Wenn das zusammenkommt, dann mach dein Herz nicht hart. Hinhören heißt aufnehmen. Zuhören heißt wahr-nehmen und Mithören bedeutet erinnern. Es geht nicht um Erklären, Verstehen oder Verteidigung.

Maria ist uns ein Vorbild. Dieses einfache Mädchen aus gutem Haus in Nazareth bewegte die Worte in ihrem Herzen. Ein wunderbarer Ausdruck für unser Bibelstudium. Heute hören wie der Hund – und darüber nach-denken, es wieder-holen oder auch nach-sprechen. Auf diese Weise geben wir dem lebendigen Gott eine Chance, in unserem Leben Akzente zu setzen.

Es geht nicht um den Schnee, nicht um die Wahl, die Impfung oder irgendsonstwas. Probleme werden wir immer haben. Werden Sie aktiv, und nutzen Sie ihre Möglichkeiten.

Augustinus Aurelius[4] brachte es nach einigem Nachdenken auf den Punkt und sagte

Hören ist die Aussaat Gottes. Die Frucht der Saat ist unser Tun.

Nach so viel Lock-Down stehen wir vor dem Open-Up – den neuen Möglichkeiten. Wunderbar, weil Gott noch viel vor hat. Vielleicht ein wenig anders – und doch ganz seine Sache. Machen Sie mit? Das wäre doch wunderbar.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Boeddinghaus


[1] Lothar Baier: „Nipper vor dem Trichter“ in http://www.zeit.de/2001/21/200121_a-e.berliner.xml abgerufen am 16.3.2007

[2] Das Englische Wort „to nip“ bedeutet „zwicken“.

[3] 1. Samuel 3,1-20 in der Bibel

[4] 13.11.354 bis 28.8.430, Bischof von Hippo, Philosoph und Kirchenvater

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